September 5, 2019 Kommentare 4 Eis, Eis Baby! Heute gab es Post von einer Lieblingsfreundin. Und diese Post lädt mich zum Blogeintrag ein, weil ich dachte „ja genauso ist das bei uns grade“: Meine Milch ist süß und lecker! Wie Eis, Eis Baby! Ich liebe Eis! Und ich konsumiere, wenn ich mir etwas gönnen will, zum Trost oder einfach, weil ich Lust darauf habe. Genauso beobachte ich es bei meinem Kind. Hauptnahrungsquelle ist die Brust nicht mehr. Es isst mittlerweile liebend gerne Rührei, Blumenkohl, Brokkoli und Spagettini und nächste Woche schon wieder was anderes. Das Stillen ist für uns ein Luxus, den wir uns gönnen. Nochmal mehr nach diesem schwierigen Stillstart. Jetzt ist Stillen für uns Kuscheln und Nähe, Tagesverarbeitung und Runterkommen, Spielerisch und Lustig, Rückversicherung und Bindung, Trost und auch eine große extra Portion Kalorien, Vitamine, Mineralstoffe und Antikörper. Wenn mein Kind krank ist wird das Stillen wieder zur Hauptnahrungs- und Flüssigkeitsquelle und ich bin so dankbar, dass wir diese Alternative haben, wenn das kranke Kind nichts isst und trinkt. Wenn ich mein Kleinkind von 14 Monaten auf dem Spielplatz stille, dann schaue ich schon mal um mich und frage mich was die anderen Eltern denken. Es ist wohl typsache, aber ich kann mich nicht gegen doofe Klischees im Kopf wehren, obwohl ich Hebamme bin und es besser weiß. Aber ich habe in der Hand, was ich damit mache. Erst fühle ich mich immer einen Moment unwohl, weil der Anblick, dass ein Kind, was grade noch selber die Rutsche hochkletterte, nun gestillt wird, für die meisten oft nicht vertraut ist. Ich überwinde mich aber, und fokussiere mich auf mein Kind. Hier und jetzt geht es um Bedürfnisbefriedigung meines Lieblingsmenschen und nicht um die anderen. Gleichzeitig ist es hoch politisch: Stillende sollen sich nicht in der Öffentlichkeit verstecken müssen. Stillen ist die normalste und beste Art und Weise ein Baby zu ernähren, wenn es Mutter und Kind damit gut geht (!) und auch für ein Kleinkind richtig wertvoll. Dann wird das Stillen vielleicht eher zum (gesunden) Eis als zur Hauptmahlzeit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 6 Monate ausschließliches Stillen und dann bis zum 2 Lebensjahr weiterstillen, solange Mutter und Kind das möchten. Ich finde die Betonung liegt hier auf dem beidseitigen Wollen und dem Wohlbefinden von Mutter und Kind. Wir wollen beide und ich hadere doch oft. Wenn die Nächte unruhig und stillintensiv sind, dann tappe ich oft in die Fall und sehne mich nach dem Abstillen. Das würde dann bedeuten: Abstillen – und diese Form der Beruhigung und des Trosts zu verlieren. Aber unruhig blieben die Nächte dann vielleicht trotzdem, weil es viel vom Tag zu verarbeiten gibt. Wie wird wohl unsere Stillbeziehung enden? In einer Zeit in der die Kita neu, Laufen lernen und Welt entdecken dran ist, will ich ihm nicht auch noch neben der Eingewöhnung eine Abgewöhnung zumuten – und mir und meinem Mann auch nicht. In der Ausbildung zur Hebamme lernte ich soviel über den Stillstart, aber fast nichts über das Ende. Wird es einfach aufhören irgendwann? Werden Tränen fließen, wenn ich wirklich nicht mehr will? Oder ich traurig sein, wenn er nicht mehr will? Und oft melden sich Frauen nach dem Abschluss des Wochenbetts nicht mehr und bekommen die Beikosteinführung und das Stillende „irgendwie“ alleine hin. Dabei steht jeder Frau weitere Hebammenbegleitung und Beratung in der gesamten Stillzeit und zur Beikosteinführung zu. Jede Stillbeziehung ist einzigartig und gleichzeitig lerne ich allein mit meiner eigenen Geschichte soviel für meine Arbeit als Hebamme. Und ich freue mich darauf Frauen in ihren Geschichten zu begleiten und von ihnen und ihren Kindern lernen zu dürfen. Ich liebe die Illustrationen von Karin Lubenau, von der auch diese hier gezeigte Postkarte stammt.